Weiterbildung Balintgruppenleitung
Vom Herbst 2025 bis zum Herbst 2027 findet an der International Psychoanalytic University Berlin (IPU) als Kooperation von IPU, Deutscher Balintgesellschaft (DBG) und unserem Verein (VFB) der zweite Weiterbildungsgang zur Balintgruppenleitung statt.
Unser Verein hat dazu federführend das Curriculum entwickelt.
ZEITLICHER RAHMEN
Aufnahmegespräch
Zwei Jahre/vier Semester in einer festen Weiterbildungsgruppe je Semester drei Wochenenden (Freitag und Samstag)
Je ein Wochenende Selbsterfahrung pro Semester
Teilnahme an drei Tagungen der Deutschen Balintgesellschaft
Teilnahme an 11 Videokonferenzen
Zweitägiges Abschlusskolloquium
INHALTE
Psychoanalyse heute – Grundlagen der Psychoanalyse
Psychoanalytische Entwicklungstheorie, Bindungstheorie
Theorien der Gruppe; Gruppenanalyse und Gruppendynamik
Subjektbegriff der Psychoanalyse und Intersubjektivität
Psychoanalytische Diagnostik und Psychosomatik
Theorie der Organisation
Akquise und persönliches Konzept zur Balintgruppenleitung
Kontakt- und Kontraktentwicklung
Rollen- und Professionsverständnis
Übertragung und Gegenübertragung
Szenisches Verstehen und Spiegelungsphänomene
Diagnose und Intervention
Abwehr und Widerstand
Verstehen und Nichtverstehen
Abstinenz und Haltung
WEITERBILDUNGSANTEILE
Theorieseminare
Teilnahme an einer Weiterbildungs-Balintgruppe
Teilnahme an drei Tagungen der DBG
Videokonferenzen
Leitung einer Balintgruppe unter Weiterbildungs-Supervision
Teilnahme an einer Selbsterfahrungsgruppe
WEITERBILDUNGS-BALINTGRUPPE
Im Verlauf der Weiterbildung finden an jedem Seminarwochenende Balintgruppensitzungen statt, in denen jeweils ein Semester, drei Termine lang bei unterschiedlichen sehr erfahrenden Balintgruppenleitungen eigene berufliche Fälle ergründet werden können.
Auf diese Weise können verschiedene Herangehensweisen und persönliche Stile in der Leitung von Balintgruppen erlebt und gemeinsam betrachtet werden.
SELBSTERFAHRUNGSGRUPPE
Eine Weiterbildung mit neuen Plänen für die berufliche Zukunft ist ganz sicherlich eine passende Gelegenheit zur begleiteten Selbstbetrachtung und zur Rückmeldung aus einer Gruppe im geschützten Raum; um so mehr da Balintgruppenleitung ein hohes Maß an Selbstreflektiertheit braucht.
ZIELGRUPPE
Ärzt*innen mit Weiterbildung
Berater*innen
Gruppenanalytiker*innen
Psychotherapeut*innen
Supervisor*innen
Psycholog*innen mit Weiterbildung
Theolog*innen mit Weiterbildung
oder Interessierte mit einer vergleichbaren beraterischen oder therapeutischen Qualifikation.
ZULASSUNGSVORAUSSETZUNGEN
Abgeschlossenes Hochschulstudium in einem erziehungswissenschaftlichen, psychologischen, sozialwissenschaftlichen, medizinischen oder theologischen Studiengang oder eine vergleichbare Qualifikation.
Mindestens fünfjährige einschlägige Berufserfahrung und Beratungserfahrung
Teilnahme an Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen im Umfang von 300 Stunden
Mindestens 35 Sitzungen beruflicher Reflexion, davon mindestens 10 Sitzungen in einer Balintgruppe
Über die Zulassung entscheidet eine Kommission aus Vertreter*innen der Kooperationspartner der Weiterbildung
ZERTIFIKAT
Universitätszertifikat der Kooperationspartner: IPU, DBG
TERMINE
Die Weiterbildung findet drei Mal im Semester jeweils freitags von 14:00 bis 19:30 Uhr sowie samstags von 08:30 bis 16:15 Uhr statt.
An einem weiteren Wochenende pro Semester findet die Selbsterfahrungsgruppe zu gleichen Zeiten statt.
Abschlusskolloquium = zwei Tage in Berlin
REFINANZIERUNG
Ab dem 2. Semester können Teilnehmende unter Weiterbildungs-Supervision in eigener Initiative Balintgruppen anbieten.
Schon während der Weiterbildung kann so eine Refinanzierung der reinen Weiterbildungskosten bis zu 25% erreicht werden.
Die Einnahmen für 10 Sitzungen Balintgruppe können fiktiv gegengerechnet werden, wenn beispielsweise pro Sitzung à 90 Minuten 125 – 250 € eingenommen werden (etwa, wenn fünf Teilnehmer*innen 25 – 50 € pro Sitzung bezahlen).
Insgesamt lassen sich die Weiterbildungskosten ohne den Aufwand für Übernachtung und Fahrt mit rund 50 Sitzungen eigene Balintgruppenleitung amortisieren.
ARBEITSMETHODE
Die Arbeitsmethode der Balintgruppenarbeit ist nach dem ungarischen Arzt und Psychoanalytiker Michael Balint (1896-1970) benannt.
Im Mittelpunkt der Balintgruppenarbeit steht das Verstehen der unbewussten Beziehungsdynamik zwischen Beraterin oder Berater und ratsuchender Person. Die Schilderung einer Szene, eines Problems, einer Situation aus der beruflichen Arbeitsbeziehung dient als Einstieg in die Balintgruppenarbeit.
Anhand der Assoziationen der Gruppenmitglieder zum vorgestellten Fall werden unterschiedliche Aspekte der Beratungsbeziehung reflektiert.
Blinde Flecken werden durch den Gruppenprozess ebenso sichtbar, wie das unbewusste Anliegen der ratsuchenden Person. Das Unverstandene aus der beruflichen Beziehungsgestaltung wird sichtbar im mitschwingenden Resonanzkörper der Balintgruppe.
Der Verzicht auf direkte fokussierte Lösungen ermöglicht innere Freiheit und die schwingungsvolle Suche.
Die Arbeit am Fall führt zu einer Veränderung der eigenen Perspektive und zu mehr Verständnis über psychodynamische Vorgänge. Ein besseres Verstehen der Arbeitsbeziehung, erweiterte Handlungsoptionen und mehr berufliche Zufriedenheit sind die Resultate der gemeinsamen Arbeit.
Die Arbeitsmethode kann in entsprechenden Abwandlungen auch als psychoanalytisches Fallverstehen innerhalb anderer Beratungsformate Anwendung finden.
KOOPERATION
Für die Weiterbildung zur Balintgruppenleitung kooperieren zwei renommierte Organisationen:
- Die Internationale psychoanalytische Universität in Berlin schloss als Stiftungsuniversität und Trägerin der Weiterbildung mit der Aufnahme des Lehrbetriebs im Jahre 2009 eine Lücke, die durch die einseitige, naturwissenschaftliche Ausrichtung der akademischen Psychologie entstanden war. Die Studiengänge an der IPU vermitteln die Psychoanalyse als eine Wissenschaft, in der die menschliche Psyche als biologisch, sozial und kulturell geprägt verstanden wird und die das Individuum vor dem Hintergrund seiner Geschichte und unter dem Einfluss des Unbewussten zu verstehen sucht. Die IPU ermöglicht Studium, Fort- und Weiterbildung sowie Forschung mit psychoanalytischen Grundlagen und orientiert sich in Lehre und Forschung an einem transdisziplinären Wissenschaftsverständnis. Im Dialog mit anderen Wissenschaften trägt sie zur Fortentwicklung der Psychoanalyse als Angewandte Sozialwissenschaft und Kulturtheorie bei.
An der IPU lehren und forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit langjährigen Erfahrungen in Praxis, Lehre und Forschung. Die IPU verfügt über hervorragende Lern- und Arbeitsbedingungen und -mittel. Auseinandersetzung und gemeinsame Entwicklung – interdisziplinär und über die Grenzen der Statusgruppen hinweg – ist ein bestimmendes Merkmal der wissenschaftlichen und organisatorischen Arbeit der IPU.
- Die Deutsche Balintgesellschaft erfüllt gemäß ihrer Satzung die folgenden Aufgaben:
- Die Verbreitung der Balintschen Arbeitsmethode zur Einführung und Weiterbildung in Klinik und Praxis, insbesondere durch Erkennbarmachung der Arzt-Patient-Beziehung und Förderung psychosomatischen Denkens und Handelns.
- Die Umsetzung dieser Weiterbildung insbesondere innerhalb der Ärzteschaft durch Bildung und Förderung von Balint-Gruppen.
- Die wissenschaftliche Erforschung und Weiterentwicklung der Balint-Arbeit.
- Die Ausweitung der Balint-Arbeit als Lern- und Weiterbildungsmethode für helfende und soziale Berufe.
- Die Ausbildung zu Balint-Gruppen-Leitern und deren Supervision.
- Die Integration dieser Methoden in die Medizin und Psychologie in der Ausbildung von Studenten.
- Zur Erreichung ihres Zwecks veranstaltet die Gesellschaft Studientagungen mit Groß- und Kleingruppen sowie wissenschaftlichen Themen, entwickelt Curricula zur Ausbildung von Gruppenleitern und bietet entsprechende Veranstaltungen sowie Supervision für Gruppenleiter an.
- Die Gesellschaft beteiligt sich an Kongressen, Tagungen, Zusammenkünften und Kursen im nationalen und internationalen Rahmen soweit solche Veranstaltungen mit dem Zweck der Gesellschaft übereinstimmen und an der Unterstützung von Bestrebungen, die die Sammlung von Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Zweck der Gesellschaft und ihre wissenschaftliche Durchdringung zum Ziele haben.
Neben den ärztlichen Lehrenden ist in besonderer Weise die Sektion für multiprofessionelle Balintgruppenleitungen innerhalb der Deutschen Balintgesellschaft beteiligt. Hervorgegangen aus unserem Verein haben sich dort Balintgruppenleiterinnen und -leiter zusammengeschlossen, die ihr Angebot neben eigenen Balintgruppen vorrangig in ihrer Tätigkeit als Supervisorinnen und Supervisoren nutzen. Im Rahmen von Berufsbildung und beruflicher Weiterentwicklung fördert die Sektion insbesondere die Anwendung der Beratungsform Balintgruppenarbeit als Mittel der Reflexion beruflichen interaktionellen Handelns. Die Sektion unterstützt dabei die Verankerung und Präsenz von Balintarbeit in vielfältigen Anwendungsfeldern: Psychotherapie und Psychoanalyse, Soziale Arbeit, Bildung, Forschung und Lehre, Gesundheitswesen, Kultur, Politik, Seelsorge, Verwaltung und Wirtschaft.
Unser Verein hat als Vorgänger der Sektion gemeinsam mit der IPU von 2015 bis 2017 erfolgreich einen ersten Durchgang der Weiterbildung zur Balintgruppenleitung durchgeführt und ist am aktuellen zweiten Durchgang maßgeblich beteiligt.
Die Kooperation der Beteiligten Lehrinstitute gewährleistet in besonderer und einmaliger Weise eine exzellente Theorievermittlung, einen umfassenden und alltagsnahen Theorie-Praxis-Bezug und den vielfältigen Zugang zu einschlägigen Vernetzungsmöglichkeiten.
Der erfolgreiche Abschluss der Weiterbildung berechtigt auf Antrag zu einer ordentliche Mitgliedschaft in der Deutschen Balintgesellschaft.
Approbierte Ärzt*innen und approbierte Psychotherapeut*innen können damit bei ihren jeweiligen Kammern die Berechtigung zur Vergabe von „Punkten“ erlangen.
ANMELDUNG ZUM AUFNAHMEGESPRÄCH
Eine Anmeldung zum Aufnahmegespräch ist nur über die Internetseite der IPU möglich.
https://www.ipu-berlin.de/fort-und-weiterbildung/balintgruppen/